Universität Bonn

Katholisch-Theologische Fakultät

31. Oktober 2023

Die Katholisch-Theologische Fakultät trauert um Prof. P. Dr. Gottfried Bitter CSSp Die Katholisch-Theologische Fakultät trauert um Prof. P. Dr. Gottfried Bitter CSSp

Emeritus für Religionspädagogik und Homiletik

* 24.10.1936   + 26.10.2023

Gottfried Bitter
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Die Katholisch-Theologische Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn trauert um

Prof. P. Dr. Gottfried Bitter CSSp

Emeritus für Religionspädagogik und Homiletik
* 24.10.1936   + 26.10.2023


Gottfried (Friedel) Bitter wurde 1936 in der kleinen niederrheinischen Stadt Wevelinghoven bei Grevenbroich geboren. Das Erleben von Krieg, Zerstörung und Verlust lässt ihn das Leben zeitlebens als ein Geschenk und als Wunder empfinden. Früh schon zeigt sich eine starke Faszination für die Musik, eine Karriere als Pianist oder auch als Komponist wird denkbar. Er entscheidet sich allerdings für einen anderen Weg: den Eintritt in eine Missionsschule des Spiritanerordens, die für künstlerische Ambitionen wenig Raum lässt.

1958 tritt Friedel Bitter in die Gemeinschaft der Spiritaner ein und nimmt ein Studium an der Ordenshochschule Knechtsteden auf. Mit dem dort herrschenden neuscholastischen Systemdenken kann er allerdings wenig anfangen. So unternimmt er weitgreifende philosophisch-literarische Suchbewegungen, um für sich zu klären, wie eine Verbindung von christlicher Tradition und zeitgenössischem Denken aussehen könne. 1964 wird er zum Priester geweiht und zunächst als Erzieher in einem ordenseigenen Internat eingesetzt. 1966 wird er zu einem vertiefenden Studium freigestellt. Dieses wird fast zehn Jahre dauern und seinen weiteren Weg bestimmen: zunächst in Freiburg und dann, als Assistent seines Doktorvaters Adolf Exeler, in Münster. Dort begegnet er einer Fakultät, die von mutigen und markanten Neuaufbrüchen geprägt ist (Rahner, Kasper, Metz, Thüsing u.a.), und die ihn Theologie als intellektuelles und spirituelles Abenteuer erleben lässt.

1975 wird Bitter zum Dr. theol. promoviert - mit einer breit angelegten religionspädagogischen Arbeit zum Thema „Erlösung“. Noch im gleichen Jahr nimmt er eine Dozentur an der theologischen Fakultät in Würzburg an. In der relativ kurzen, aber höchst arbeitsreichen Zeit dort erarbeitet er nicht nur ein volles religionspädagogisches Lehrprogramm, sondern beteiligt sich auch an aufwändigen Schulbuchprojekten („Zielfelder“), an Wissenschaftlichen Beiräten (insb. des Deutschen Katecheten-Vereins) sowie an der Entwicklung des theologisch-religionspädagogischen Konzepts der „Korrelation“, das für die fachliche Diskussion über Jahrzehnte hinweg prägend werden sollte. 1977 wird er als Professor für Religionspädagogik und Pastoraltheologie an die Katholisch-Theologische Fakultät der Ruhr-Universität Bochum berufen. Dort entfaltet er ein religionspädagogisches Lehrangebot, das keineswegs nur Fragen des Religionsunterrichts umfasst, sondern den größeren Horizont religiöser Bildung in unterschiedlichen Praxis- und Lebensfeldern in den Blick nimmt.

1980 folgt Friedel Bitter dem Ruf an die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. Mit seiner offenen, inspirierenden und einladenden Herangehensweise gegenüber Menschen und Themen eröffnen sich ihm dort bald eine Reihe lebendiger und fachlich weiterführender Kooperationen: mit Kolleg/innen aus der katholischen wie der evangelischen Fakultät, mit Erziehungswissenschaftler/innen und auch mit Praktiker/innen aus verschiedenen religionspädagogischen Handlungsfeldern. Schnell entsteht ein großer Schüler/innenkreis mit einem umfangreichen Spektrum von Promotionsprojekten. Dieser bleibt nicht nur persönlich, sondern auch fachlich bis zum Ende seines Lebens mit ihm in Verbindung. Unter den in der Bonner Zeit entstehenden Publikationen sei nur das von Bitter zusammen mit Gabriele Miller herausgegebene zweibändige „Handbuch religionspädagogischer Grundbegriffe“ (1986) genannt, das zu einem Standardwerk wird, Übersetzungen in mehrere Sprachen erfährt und später noch einmal in neuer Form und in ökumenischer Kooperation erscheint. In zahlreichen Artikeln und Vorträgen wirbt Friedel Bitter für einen diakonischen Religionsunterricht, den er als Ort nicht nur des Glauben-, sondern auch des Leben-Lernens begreift. Sein umfassendes Interesse an einer Erschließung österlicher Lebenszuversicht und einer den Menschen zu tieferem Verstehen und größerer Freiheit ermutigenden Gottesbeziehung lässt ihn über sein eigentliches Fachgebiet immer wieder hinausgreifen, z.B. auf Fragen der Liturgie, der Homiletik, der Spiritualität, der geistlichen Musik oder der Kirchenraumgestaltung. Alle diese Beiträge zeigen eine intensive Wahrnehmung der in rapidem Wandel befindlichen Gegenwartsgesellschaft und der unterschiedlichsten Versuche, diesen Wandel empirisch zu erfassen, human- und sozialwissenschaftlich zu begreifen und künstlerisch zu verarbeiten.

Noch lange nach seiner Emeritierung im Jahr 2002 bleibt er wissenschaftlich aktiv: als Autor (vgl. z.B. „Religiöse Bildung – Optionen, Diskurse, Ziele“, Stuttgart 2013), als Herausgeber (vgl. die Reihe „Praktische Theologie heute“, Stuttgart 1991 ff.) und als gefragter Referent. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit ist Friedel Bitter Verfasser ungezählter Predigtvorschläge (v.a. in „Der Prediger und Katechet“) und engagierter Seelsorger in dem kleinen rheinländischen Ort Kripp bei Remagen. Nach seiner Tätigkeit als Hochschullehrer verlagert sich sein Arbeitsschwerpunkt mehr und mehr in Richtung der pastoralen Praxis, die von der Minstrant/innen- bis zur Altenarbeit reicht. 2014 feiert er in Knechtsteden sein Goldenes Priesterjubiläum. Auch als über 80-Jähriger konnte er mit seiner Lebendigkeit, seiner aufmerksamen Zugewandtheit und seiner fast unerschöpflich erscheinenden Bildung viele Menschen faszinieren. Am 26. Oktober 2023, zwei Tage nach seinem 87. Geburtstag, ist er verstorben, bis zuletzt erfüllt von großem Gottvertrauen. Wir trauern um einen wunderbaren Menschen, Kollegen, Lehrer, Freund und Priester. Er ruhe in Gottes ewigem Frieden

Für die Fakultät und das Seminar für Religionspädagogik:
Prof. Dr. Andreas Odenthal, Dekan & Prof. Dr. Bert Roebben

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