Universität Bonn

Katholisch-Theologische Fakultät

23. März 2025

Dr. h.c. Wolfgang Thierse: Christliche Existenz in der DDR - historische Erfahrungen von aktueller Bedeutung? Dr. h.c. Wolfgang Thierse: Christliche Existenz in der DDR - historische Erfahrungen von aktueller Bedeutung?

3. Fritz Tillmann-Lecture der Katholisch-Theologischen Fakultät, 
6. Mai 2025, 18 Uhr c.t., Festsaal, Hauptgebäude

Wolfgang Thierse
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Dr. h.c. Wolfgang Thierse:
Christliche Existenz in der DDR - historische Erfahrungen von aktueller Bedeutung?

3. Fritz Tillmann-Lecture der Katholisch-Theologischen Fakultät
6. Mai 2025, 18 Uhr c.t., Festsaal, Hauptgebäude

Vortrag, Diskussion und Empfang
Wir bitten um Anmeldung via https://kurzlinks.de/wolfgangthierse1


Gibt es spezifisch christliche DDR-Erfahrungen oder spezifisch ostdeutsche Kirchen- und Glaubenserfahrungen, die Menschen bis heute prägen?

In der DDR engagiert und erkennbar christlich zu leben, bedeutete für den Einzelnen wie die Kirchen, den eigenen Weg zwischen Anpassung und Dissidenz zu suchen, mit Spannungen und Widersprüchen zu leben und ggf. große Risiken einzugehen. Zugleich boten die Kirchen Frei- und Rückzugsräume, Orte der Selbstvergewisserung und Alternativen der Lebensgestaltung – mitten im autoritären Staat. Auch wenn sich die persönlichen Kontexte und die politischen Optionen der beiden Kirchen teils stark unterschieden: christliches Leben war ein Leben in der Diaspora, in der Auseinandersetzung mit einem kämpferisch-atheistischen System und einer religiös zunehmend indifferenten Gesellschaft. 

Angesichts der Ergebnisse der letzten Landtags- und Bundestagswahlen wurde viel diskutiert, inwiefern sich diese aus der doppelten Diktatur-Erfahrung und den teils traumatischen Erfahrungen der Jahre nach 1989 erklären lassen. Doch was bedeuten diese Erfahrungen für Christinnen und Christen, für ihr Verständnis von Religion und Politik, Kirche und Staat? Was lässt sich daraus – unter global radikal veränderten Bedingungen – lernen? Und welche Verantwortung tragen wir heute?

Dr. h.c. Wolfgang Thierse, geboren 1943 in Breslau, kam mit seiner Familie auf der Flucht in die sowjetische Besatzungszone und spätere DDR. Aufgrund seiner kritischen Haltung in Studien- und Berufswahl eingeschränkt absolvierte er zunächst eine Ausbildung zum Schriftsetzer, dann ein Germanistik-Studium. 1989 wechselte von der Akademie der Wissenschaften in die Politik: als Mitglied (und Vorstandmitglied) der SPD gehörte er von 1990 bis 2013 dem Deutschen Bundestag an, dem er seit 1998 als Präsident und seit 2005 als Vizepräsident vorstand. Daneben war er viele Jahre Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Die deutsche Geschichte, die Erfahrung von Diktatur und Extremismus sowie Fragen von Kunst, Kultur, Religion und Gesellschaft standen und stehen im Zentrum seines Interesses. Für sein Engagement wurde er vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Bundesverdienstkreuz und der Ehrendoktorwürde der Universität Münster.


Fritz Tillmann: Namensgeber der Lecture
Fritz Tillmann (1874-1953) war von 1913 bis zu seiner Emeritierung 1940 Professor für Moraltheologie und von 1919 bis 1921 Rektor der Universität Bonn. Er trug maßgeblich zur Entwicklung einer interdisziplinär ausgerichteten, den modernen Bibelwissenschaften verpflichteten Theologie bei. Dabei setzte er Impulse und Maßstäbe, die noch im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) fortwirkten und bis heute von Bedeutung sind. Als sozial engagierter Priester und Seelsorger gründete Fritz Tillmann 1920 den „Verein Studentenwohl e.V.“, eine der ersten Einrichtungen dieser Art und Vorläufer des Bonner Studierendenwerks. Ende der 1920er Jahre gehörte er zu den Initiatoren und ersten Vorsitzenden des Deutschen Studentenwerks und des Deutschen Hochschulverbands. Mit Beginn der nationalsozialistischen „Gleichschaltung“ 1933 zog er sich aus allen Ämtern zurück.


Der Fakultätsschwerpunkt: Rahmen der Lecture
Ambiguitäten – Identitäten – Sinnentwürfe: diese Begriffe umreißen den Forschungsschwerpunkt der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn. Die zunehmende Pluralität religiöser und weltanschaulicher Positionen und die Folgen technologischer wie ökologischer Transformationsprozesse provozieren Krisenwahrnehmungen und -reaktionen, aus denen eine große Verunsicherung spricht. Ein konstruktiver Umgang mit den Herausforderungen der „Spätmoderne“ kann nur gelingen, wenn Mehrdeutigkeiten und Widersprüche – individuell wie kollektiv – angenommen und verhandelt werden. Die Theologie kann dazu mit der ihr eigenen Hermeneutik und Methodenvielfalt einen spezifischen und relevanten Beitrag leisten. Dies spiegelt sich in der fakultätseigenen Publikationsreihe (Verlag Herder), in gemeinsamen Lehrveranstaltungen und öffentlichen Lectures.


Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Bonn
Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Bonn zählt zu den renommiertesten Katholisch-Theologischen Fakultäten Deutschlands. Ihre Lehre basiert auf starken Forschungsleistungen in den einzelnen theologischen Disziplinen. Hier studieren künftige Pastoralreferent*innen und Priester sowie Religionslehrer*innen für Gymnasien, Gesamt- und Berufsschulen. Ihre neuen BA-Studiengänge eröffnen außerdem das weite Spektrum geisteswissenschaftlicher Studien- und Berufswege.


Ansprechpartnerin für die Presse
Ruth Jung
Katholisch-Theologische Fakultät
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+49 / 228 / 73-7343
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