Die Katholisch-Theologische Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn trauert um
Prof. Dr. Dr. h.c. Gabriel Adriányi
Emeritus für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte mit Einschluss der Kirchengeschichte Osteuropas
* 31.03.1935 + 10.08.2024
Der Verstorbene wurde in Nagykanizsa (Südwestungarn) geboren. Nach Gymnasialabschluss in Budapest 1954 trat er in das dortige zentrale Priesterseminar ein und nahm an der Katholisch-Theologischen Akademie das Studium auf, das er 1959 unterbrechen musste, da er sich einer Weisung des staatlichen Kirchenamtes gegenüber verweigerte. Seine Priesterweihe erfolgte 1960 im Geheimen. Fortan unter Beobachtung der Geheimpolizei, floh Gabriel Adriányi 1961 über Westberlin nach Rom, wo er seine Studien am Angelicum fortsetzte und 1963 mit einer Arbeit zur Stellung der ungarischen Kirche zum österreichischen Konkordat von 1855 zum Doktor der Theologie promoviert wurde. 1971 erfolgte unter Betreuung von Bernhard Stasiewski mit der Arbeit „Ungarn und das I. Vaticanum“ die Habilitation an der Bonner Katholisch-Theologischen Fakultät, an die er 1976 zum Lehrstuhlinhaber für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte mit Einschluss der Kirchengeschichte Osteuropas berufen wurde. Seine zentralen wissenschaftlichen Beiträge umfassen insbesondere die Geschichte Ungarns im 19. und 20. Jahrhundert sowie die politischen Optionen und Konflikte der ungarischen Kirche im Verhältnis zum Staat. Eine gewichtige Edition zu ungarischen Quellen im Vatikanischen Archiv entstammt seinen Untersuchungen.
Gabriel Adriányi machte sich um die Partnerschaften der Bonner Fakultät mit dem Institut Catholique in Toulouse sowie der Katholisch-Theologischen Akademie in Warschau verdient. Hierfür wurde er 1991 zum Chevalier des Ordens „Palmes Academiques“ ernannt, in Warschau wurde ihm 1996 das theologische Ehrendoktorat verliehen. Als Dekan lenkte Gabriel Adriányi im Studienjahr 1977/78 die Geschicke der Fakultät. Seine Emeritierung erfolgte mit Ende des Wintersemesters 1999/2000. Im Jahr 1999 war Gabriel Adriányi durch die Eötvös-Loránd-Universität in Budapest zum außerordentlichen Professor ernannt worden, seit 2003 gehörte er der Ungarischen Akademie der Wissenschaften als korrespondierendes Mitglied an. Aus seinen weiteren Mitgliedschaften und Ehrungen seien die Ernennung zum Ehrenkanoniker der Erzdiözese Veszprém (1989), die Auszeichnung des ungarischen Staatspräsidenten mit der Gedächtnismedaille „Held der Freiheit“ (2006) und die Ernennung zum Propst von Felsőörs (2015) hervorgehoben.
Mit großem Dank für sein Wirken werden die Universität Bonn und die Katholisch-Theologische Fakultät Gabriel Adriányi stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Für die Fakultät und das Institut für Kirchengeschichte, Abteilung für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte:
Prof. Dr. Andreas Odenthal, Dekan & Prof.in Dr. Gisela Muschiol