1. Isa Vermehren-Lecture der Katholisch-Theologischen Fakultät
14. November 2022, 18 Uhr c.t., Festsaal der Universität
Vortrag, Diskussion und Empfang
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Thema und Referentin
Konflikte gehören zu jeder Gemeinschaft: Wo es Gemeinschaft gibt, gibt es Auseinandersetzungen um die gerechte Verteilung von Ressourcen, um die angemessene Repräsentation der Mitglieder der Gemeinschaft und um Formen ihrer Beteiligung an dieser Gemeinschaft. In ihrem Vortrag präsentiert Judith Gruber Theorien der Gemeinschaftsbildung und Praktiken des Zusammenlebens, die die unabdingbare Tatsache des Konflikts nicht ignorieren, sondern Wege eröffnen, produktiv mit Konflikten umzugehen. Am Beispiel der Diskussion um die Repräsentation von Frauen in der katholischen Kirche zeigt sie, dass Inklusion als Ansatz zur Konfliktlösung das zugrundeliegende Problem nicht lösen kann. Einer solchen inklusiven „Ethik der Anerkennung“ stellt sie eine „Politik und Theologie der Un/sichtbarkeit“ gegenüber, die es ermöglicht, die konfliktreiche Verfassung von Gemeinschaften immer neu zu hinterfragen und idealerweise für Transformationen zu öffnen.
Dr. Judith Gruber ist systematische Theologin, Research Professor und Leiterin des „Center for Liberation Theologies“ an der Fakultät für Theologie und Religionswissenschaften an der Katholischen Universität Leuven. In ihrer mehrfach ausgezeichneten Forschung betreibt sie systematische Theologie als interkulturelle und postkoloniale Theologie im interdisziplinären Austausch mit den Kulturwissenschaften. In ihrem aktuellen Projekt „Dissenting Church. Developing a critical theological understanding of contestation around normative claims in the Roman Catholic Church and beyond“ forscht sie zum Verhältnis von Dissens und Normativität.
Die Namensgeberin: Isa Vermehren
Namensgeberin der Lectures ist die Kabarettistin, KZ-Überlebende, Bonner katholische Ordensfrau und Schulleiterin Isa Vermehren (*1918 Lübeck; +2009 Bonn). Als Forum von jungen, kritischen Theolog*innen richten sich die Lectures an die universitäre wie außeruniversitäre Öffentlichkeit.
Wegen der Verweigerung des sog. „Deutschen Grußes“ musste Isa Vermehren 1933 ihre Schule in Lübeck verlassen und ging 1934 nach Berlin. Dort wurde sie Ensemble-Mitglied des politischen Kabaretts „Katakombe“. Trotz der Schließung des Hauses durch Joseph Goebbels gelang es Vermehren, künstlerisch weiterzuarbeiten und ihr Abitur nachzuholen. Zugleich wuchs ihr Interesse am katholischen Glauben und am geistlichen Leben. 1938 konvertierte sie zum Katholizismus. 1944–1945 war sie aufgrund der nationalsozialistischen „Sippenhaft“ in den Konzentrationslagern Ravensbrück, Buchenwald und Dachau interniert. Nach dem Krieg intensivierte Isa Vermehren ihre Bemühungen um einen Lebensweg als Ordensfrau. Sie studierte Deutsch, Englisch, Geschichte und Philosophie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und trat 1951 in die Gesellschaft der Ordensfrauen vom Heiligen Herzen Jesu (Religieuses du Sacré-Coeur de Jésus/RSCJ) ein. Als Lehrerin und Direktorin des Sankt-Adelheid-Gymnasiums in Bonn (1959-1969) und der Sophie-Barat-Schule in Hamburg (1969-1983) hat sie viele Schülerinnengenerationen geprägt. Zurück in Bonn war sie von 1986 bis 2004 Oberin der Ordenskommunität „Sophie-Barat-Haus, Bonn“ und bis zuletzt publizistisch aktiv. Durch ihre Vorträge und Veröffentlichungen und ihre Tätigkeit als Sprecherin der Sendung „Wort zum Sonntag“ (1983-1995) erreichte sie eine breite Öffentlichkeit.
Organisation:
Ellen Geiser, Dr. des. Kirsten Schäfers, Sr. Jakoba Zöll
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen der Katholisch-Theologischen Fakultät Bonn
Ansprechpartnerin für die Presse:
Dr. des. Kirsten M. Schäfers
Akademische Rätin a.Z. am Alttestamentlichen Seminar
k.m.schaefers(a)uni-bonn.de
www.ktf.uni-bonn.de