Das Fach „Alte Kirchengeschichte und Patrologie“ widmet sich der Erforschung des antiken Christentums, also den ersten Jahrhunderten der Kirche bis zu den Übergängen ins Mittelalter. Ihr Gegenstand ist das Werden, die Genese des antiken Christentums in all seinen Facetten und Formen: Hierzu zählen die institutionelle Entfaltung des Christentums in der Ämter- und Institutionengeschichte, die Entwicklung christlicher Glaubensüberzeugungen in der Dogmen- und Häresiengeschichte, die Ausgestaltung christlicher Lebensformen u. a. in der Sozial- und Spiritualitätsgeschichte, das Verhältnis des Christentums zu anderen religiösen Bekenntnissen, etwa dem Judentum, sowie die Integration und Abgrenzung in die antike Kultur. Von besonderem Interesse sind auch Entwicklungen der Liturgie, Architektur und umfassend der antiken Gesellschaft.
Gerade die letzten Themenfelder lassen erkennen, dass die Alte Kirchengeschichte zur Erforschung ihres Gegenstands interdisziplinär ausgerichtet sein und mit anderen altertumswissenschaftlichen Disziplinen notwendig in einem engen Austausch stehen muss (etwa mit der Alten Geschichte, Christlichen Archäologie oder der Klassischen Philologie). Bei der Forschung sind unterschiedliche Quellenformen und –gattungen zu berücksichtigen: Neben den literarischen Quellen, die die Grundlage der kirchenhistorischen Arbeit darstellen, müssen epigraphische Zeugnisse, Papyri, Textilien, Malerei und Bauten in die Analyse und Interpretation miteinbezogen werden, um die Ergebnisse in einen möglichst differenzierten (auch wenn notwendig fragmentarischen) Kontext situieren zu können.
Das Fach „Alte Kirchengeschichte und Patrologie“ versteht sich als eine theologische Teildisziplin. Im Zusammenspiel der unterschiedlichen theologischen Fächer ist es sein Proprium, die Geschichte des antiken Christentums in dem Wissen darum zu untersuchen, dass das Christentum und die Kirche historisch bedingte Größen sind und darum gesicherte historische Kenntnisse für jede Theologie unerlässlich sind. Dies den Studierenden aufzuzeigen und zugleich auf die Vielfalt und Diversität historischer Entwicklungen aufmerksam zu machen, ist ein zentrales Anliegen des Faches. Dabei stehen am Bonner Lehrstuhl die kirchliche Ämter- und Institutionengeschichte, Sozial- und Rechtsgeschichte im Mittelpunkt der Forschung.