Im Alter von 75 Jahren ist der Philosoph und Soziologe Bruno Latour verstorben. Latour revolutionierte mit seiner Idee, dass die Soziologie die Dinge und ihr Mitwirken am Sozialen vergessen habe die Sozialwissenschaften. Immer wieder hinterfragte er kritisch wie wissenschaftliche Fakten entstehen und was die Mechanismen der Wahrheitsproduktion sind. Wegweisend auch sein Projekt einer politischen Ökologie, das er in den letzen Jahren vorantrieb. Dass Latour auch Ausstellungen kuratierte und seine Gedanken auf Online-Plattformen netzwerkartig weiterentwickeln ließ, zeigt nicht nur die Kreativität und Offenheit dieses Denkers, sondern auch, dass er bei aller Kritik an der Moderne ("Wir sind nie modern gewesen") doch ein Aufklärer im besten Sinne war. Gerade auch für die Theologie sind viele Gedanken Latours inspirierend. Sie u.a.:
Riedl (2022/im Erscheinen): Transformieren und Wachmachen. In: JCSW.
Bogner/Schüßler/Bauer (Hg.) 2021: Gott, Gaia und eine neue Gesellschaft.
Bogner (2021): Retten, nicht informieren. In: Herder Korrespondenz.
Riedl (2020): Religion als Beziehung mit der Welt. In: Euangel.
Die Übung der CSE in diesem Semester "Willkommen im Anthropozän" wird sich der Lektüre von Latours Terrestrischem Manifest widmen.