Der Begriff „Gemeinschaft“ fungiert nicht nur zur Integration von Menschen, sondern auch als Kampfbegriff. Er markiert Bruchlinien und schließt die Reihen. Verklammert mit Konzepten wie Verantwortung, Volk, Haus oder Glauben dienen sie im politischen Tagesgeschäft dazu, Zugehörigkeiten und Ausschlüsse zu konstruieren, Identitätsmarker zu setzen und aus ihnen bestimmte Handlungsforderungen abzuleiten. Dabei wird aus dem Gemeinschaftskonzept zugleich ein bestimmtes Gemeinwohl abgeleitet, das wiederum mit der Idee eines (imaginierten) Gemeinsinn unterlegt ist. Die Verklammerung dieser drei Konzepte ist häufig implizit, bedarf aber einer klärenden Sortierung, besonders für die Debatte in sich immer stärker ausdifferenzierenden, pluralistischen Gesellschaften. Denn hier ist die Frage nach einem möglichen Kollektiv zugleich besonders drängend als auch sprengend. Und die Frage steht im Raum: Wessen Wohl ist eigentlich das sogenannte „Gemeinwohl“?
Prof. Dr. Christian Blum, Philosoph und Professor für Unternehmensethik an der Akademie Mode & Design wird den Hauptvortrag halten, zu dem es drei Respondenzen aus dem Bereich der politischen Theorie und der theologischen Ethik geben wird, sowie ausreichend Zeit, die Thesen im offenen Workshop-Format zu diskutieren.
Der Workshop wird organisiert und durchgeführt von JProf. Dr. Stefan Walser und Rasmus Wittekind im Rahmen des Forschungsprojekts „Semantisierung in Zukunftsdiskursen. Agency und Integrität angesichts der ‚Großen Herausforderungen‘“, das im Rahmen der TRA 4 „Individuen, Institutionen und Gesellschaft“ Teil der Exzellenzstrategie der Universität Bonn ist.
Um eine formlose Anmeldung wird gebeten unter: siz-workshop@uni-bonn.de