Weit mehr als bislang bekannt waren Frauen in das Zweite Vatikanische Konzil involviert: Frauenverbände, Theologinnen und Ordensschwestern verfassten Petitionen zu Liturgie, Ökumene und jüdisch-christlichem Dialog, zu Kirchenrecht, Eheverständnis und Empfängnisverhütung und nicht zuletzt zu ihrem eigenen Status als Frauen in der Kirche. Diese Eingaben und ihre Kontexte ermöglichen einen geschlechterdifferenten Blick auf den Katholizismus der 1960er Jahre.
Vom Konzil selbst berichteten die deutschen Laienauditorinnen Sr. Juliana Thomas ADJC und Dr. Gertrud Ehrle. Ihre Briefe und Notizen vermitteln einen lebendigen Eindruck von den Aktivitäten und Netzwerken der Konzilsteilnehmerinnen und bieten eine oftmals ungewohnte Perspektive auf das Konzilsereignis insgesamt. Außerhalb der Konzilsaula prägten nicht nur kirchenpolitisch aktive Romreisende wie Marianne Dirks, sondern auch Mitarbeiterinnen, Journalistinnen und Gastgeberinnen den Kommunikationsort Konzil.
An der Konzilsrezeption vor Ort waren viele Frauen entscheidend beteiligt. In ihren Briefen erzählen sie von erfüllten Hoffnungen und enttäuschten Erwartungen: Manche Debatten, etwa über die Enzyklika "Humanae Vitae", wirken bis heute nach.
Mit diesem Band liegt erstmals eine umfassende Quellenedition vor, die die Partizipation deutschsprachiger Katholikinnen am Zweiten Vatikanum sichtbar macht. Ausführliche Kommentare stellen die Texte sowie die beteiligten Personen und Institutionen vor.
- Regina Heyder/Gisela Muschiol (Hg.): Katholikinnen und das Zweite Vatikanische Konzil. Petitionen, Berichte, Fotografien, 2018.