Laufende Qualifikationsarbeiten
Am Lehrstuhl derzeit laufende Dissertations- und Habilitationsprojekte erforschen die Ordens- und Klostergeschichte, mittelalterliche und neuzeitliche Geschlechtergeschichte sowie das Kirchen-Staats-Verhältnis im Nationalsozialismus.
Anno Busch, Mag. theol.
"Der Volkswartbund. Ein Sittlichkeitsverein im 20. Jahrhundert"
1898 gründet sich in Köln der Männerverein zur Bekämpfung der öffentlichen Unsittlichkeit, der sich zur Aufgabe gesetzt hat gegen die fortschreitende Unsittlichkeit in der Stadt vorzugehen. Der neugegründete Verein tritt mit einem enormen Sendungsbewusstsein auf und entwickelt sich zu einer reichweittätigen Lobbygruppe, die 1927 den Namen Volkswartbund erhält und als katholischer Verein auftritt. Bis in die 60er Jahre versucht er Einfluss auf Politik und Gesellschaft der BRD zu nehmen. Die Dissertation untersucht Struktur und Einfluss des Vereines auf Kirche, Politik und Gesellschaft.
Caroline Klement, StR, M.Ed., MLitt., B.A.
„Zisterzienserinnen im Spätmittelalter. Eine Regionalstudie (Rheinland/Westfalen)“
Die Arbeit möchte einen regionalen Beitrag zur Geschichte der Zisterzienserinnen im Spätmittelalter leisten. Untersucht werden das Selbstverständnis der Frauenklöster, deren Beziehungen zum gesellschaftlichen, sozialen, politischen und religiösen Umfeld sowie zu anderen Klöstern und Cura monialium. Einen weiteren Aspekt der Untersuchung bilden die Reformversuche der Klöster.
Yan Li
"Augustiner Chorfrauen und Mädchenbildung. Lothringer Chorfrauen und ihre Geschichte in China seit den 1920er Jahren"
Die Ordensgemeinschaft der Augustiner Chorfrauen (Congregatio Beatae Mariae Virginis, C. B.M.V.), die von Pierre Fourier (1565-1640) und Alix Le Clerc (1575-1622) im Jahr 1597 im Herzogtum Lothringen gegründet wurden, hatte sich kostenfreie Mädchenbildung zum Ziel gesetzt.
Nachdem die erste Mädchenschule 1598 in Poussay eröffnet wurde, verbreitete sich die Gemeinschaft rasch in Frankreich, Luxemburg, Deutschland, Österreich, der Slowakei, Ungarn und Belgien. Aus Ungarn wurden 1926 Schwestern der Kongregation C.B.M.V mit dem neuen Namen Congregation of the School Sisters of our Lady from Kalocsa (C.S.S.K.) nach Daming in China gesandt. Dort arbeiteten die Schwestern als Erzieherinnen in den Schulen von Siwei, Yida und Yihua, die auch Schwester Rosa Yongbo Wu (1916-2002) besuchte, die später der Kongregation beitreten sollte.
Seit 1949, nach der Gründung der Volksrepublik China, mussten alle ausländischen Missionare und Schwestern wegen politischer Unruhen das Land verlassen. In dieser Zeit war Schwester Rosa Wu 13 Jahre im Gefängnis. Nach der Öffnung Chinas 1978 nahm die C.S.S.K. unter der Leitung von Schwester Rosa Wu ihr Engagement wieder auf: Die Fürsorge für Waisen und Behinderte, Kindergärten, Wochenendschule und Musikschule usw.
Das Dissertationsprojekt zeichnet die Geschichte der Ordensgemeinschaft in der Volksrepublik China nach.
Johanna Rönspies, M.Ed., B.A.
"Vom ,Kriegsdienst in Hitlers Wehrmacht als sittliche Pflicht‘ hin zu ,Verantwortung für Freiheit, Frieden und Menschenwürde‘. Eine mentalitätsgeschichtliche Untersuchung zum Wertewandel junger Katholikinnen und Katholiken in der Nachkriegszeit"
Die Motive dafür, dass junge Katholiken ihr Mitwirken in Hitlers Wehrmacht als sittlich gerechtfertigt (oder sogar notwendig) ansahen, waren vielfältig. Die diesen Motiven zugrundeliegenden Ideale stimmten jedoch vielfach nicht mit den nationalsozialistischen Kriegszielen überein, sondern entstammten vielmehr zutiefst katholischen wie religiös tradierten Wertvorstellungen, aus denen sich Opferbereitschaft und Treue in einem als von Gott gewollt verstandenen Krieg beinahe selbstverständlich und unumgänglich ergaben. Ob und wie diese zur Kriegszeit vorherrschenden Ideale und Deutungsmuster junger Katholikinnen und Katholiken nach 1945 aufbrechen bzw. einen Wandel erfahren und ob und inwiefern dieser Wandel eine aktive Reflexion vor dem katholischen Wertehorizont erfährt, soll Gegenstand dieses Promotionsprojektes sein. Hierbei stehen exemplarisch die jüngeren Mitglieder des Bund Neudeutschlands (ND) und des Heliand-Bundes im Zentrum der Untersuchung, die als Teilgruppe katholischer Jugendorganisationen eine größere soziale Gruppe und somit überindividuelle Deutungsmuster und Wahrnehmungsstrukturen greifbar werden lassen und zugleich Rückschlüsse auf genderspezifische Differenzen zulassen.
Sr. Jakoba Zöll, Mag. theol.
„Dagegen muss ein Mann, der Gott von Herzen dienen will...“
Konstruktionen von Männlichkeiten bei Franziskanern von ~1226 bis 1300
Religiöse Frauengemeinschaften im Mittelalter stehen seit einigen Jahren in der historischen Geschlechterforschung im Fokus und sind mittlerweile gut erforscht. Männliche Ordensgemeinschaften sind in Bezug auf das eigene Geschlecht und eigene Vorstellungen und Konstruktionen von Männlichkeiten bisher kaum erforscht.
Die Dissertation möchte einen Beitrag zur Aufarbeitung dieses Forschungsdesiderates leisten. Im Fokus stehen die Fragen danach, wie Franziskaner zwischen ~1226 und 1300 die eigene Geschlechtlichkeit wahrgenommen, reflektiert und in Auseinandersetzung mit säkularen und religiösen Männlichkeitsidealen konstruiert haben. Quellengrundlage bildet ausgewählte Ausbildungsliteratur sowie hagiographische Schriften zu Franziskus von Assisi.