Universität Bonn

Katholisch-Theologische Fakultät

Neutestamentliche Raum-Politik

Projektleitung: Prof. Dr. Christian Blumenthal



Der spatial turn ist eine jener zahlreichen Theoriewenden, die seit den frühen 70er Jahren des 20. Jahrhunderts die Kultur- und Sozialwissenschaften durchziehen. In dieser Wende ist Raum nach Ansicht der Kulturwissenschaftlerin Doris Bachmann-Medick nicht als bloßer Container, als neutrale Kulisse oder indifferenter Behälter interessant, sondern als soziales Konstrukt. Auf der Spur eines solchen sozialkonstruktivistischen Raumverständnisses kann Raum mit den beiden Anglisten Wolfgang Hallet und Birgit Neumann als "Signatur sozialer und symbolischer Praktiken“ betrachtet werden, der "kulturell produziert und kulturell produktiv“ ist.

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© Britta Fernandes / Universität Bonn

Zentrale eigene Arbeiten:

(1) Das politische Potential neutestamentlicher Raumentwürfe: Ein Feldversuch am Ersten Petrusbrief und an der Johannesoffenbarung, in: Biblische Zeitschrift 65 (2021) 216–242.

(2) Die Raumfrage als Schnittstelle von Theologie, Politik und Sozialgeschichte: Kulturwissenschaftliche Raumwende und neutestamentliche Exegese, in: New Testament Studies 67 (2021) 475–495.

(3) Neutestamentliche Raum-Politik. Theoretische Grundlegungen in exemplarische Spurensuche im Philipperbrief und im Markusevangelium, in: Gott im Raum?! Theologie und spatial turn: aktuelle Perspektiven, hg.v. Katharina Karl/Stephan Winter, Münster 2021, 49–78.

(4) Paulinische Raumpolitik im Philipperbrief (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 286), Göttingen 2023.

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© Vandenhoeck & Ruprecht Verlage

Impulse aus dem Spatial Turn haben meine gerade erschienene Untersuchung "Paulinische Raum-Politik im Philipperbrief“ inspiriert. Diese Studie lotet Raum als theologischen Topos aus: Im Philipperbrief legt Paulus seine Theologie gezielt räumlich an und entwirft einen Heilsraum "in Christus“. Dieser Raum ist gleichermaßen entgrenzt und lokal, imaginär und greifbar.

https://doi.org/10.13109/9783666500008

Die Impulse aus dem Spatial Turn sind aber nicht allein für die Lektüre von Paulus-Briefen hochbedeutsam, sondern auch für die synoptischen Evangelien, den ersten Petrusbrief oder die Johannesoffenbarung.

Dabei sensibilisiert der Spatial Turn nachhaltig für eine bewusste Wahrnehmung politischer Dimensionen von Raumkonstruktionen (z. B. "Das politische Potential", S. 218–222 oder in speziellem Zuschnitt auf den Philipperbrief "Paulinische Raum-Politik", S. 27–34).

Mögliche Fragenkataloge habe ich in: "Raumfrage", S. 482–485 allgemein für die neutestamentlichen Schriften oder "Paulinische Raum-Politik", S. 25–27 konkretisiert für den Philipperbrief zusammengestellt.

Meine raum-politische Lektüre neutestamentlicher Schriften arbeitet methodisch auf der Spur der Germanistin Katrin Dennerlein und betrachtet literarischen Raum als mentales Modell: "Neutestamentliche Raum-Politik", S. 53–55 oder "Paulinische Raum-Politik", S. 44–52.



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