Universität Bonn

Katholisch-Theologische Fakultät

Forschungsprojekte

Theologie der Prophetie im Dialog. Christliche Prophetologie mit dem Blick auf Judentum und Islam (DFG-Projekt)

Das Neue Testament und die Kirchenväter haben sich intensiv auf die alttestamentlichen Propheten bezogen und sie typologisch auf Christus hin gedeutet. Diese Art der Prophetenauslegung ist in der Moderne jedoch aus unterschiedlichen Gründen in die Krise geraten. So gibt es derzeit keinen systematisch-theologischen Versuch, eine Prophetologie zu entwickeln, die das Proprium christlicher Theologie mit den Propheten in Verbindung bringt und die zugleich in Fortführung der Einsichten der Israeltheologie den Eigenwert der Prophetie im Blick behält. Zum jüdischen Prophetenverständnis und der Frage, warum aus jüdischer Sicht die messianischen Hoffnungen der Propheten noch nicht erfüllt worden sind, wurde bereits geforscht. Dagegen ist der koranischen Prophetologie im Kontext der Christologie kaum Aufmerksamkeit geschenkt worden, sodass unser Forschungsprojekt hier ansetzen soll.

Der koranische Zugriff zur Prophetologie fordert heraus, weil er in einem kritischen Verhältnis zur Christologie steht. Zugleich zeigt er aber auch Möglichkeiten auf, wie die Besonderheit der Propheten innerhalb eines typologischen Zugriffs ohne Verheißungs-Erfüllungs-Schema aufrechterhalten werden kann. Von daher könnte er für christliche Theologie gerade dann inspirierend sein, wenn sie aus einer Überbietungshaltung dem Judentum gegenüber herausfinden will. Durch Projektmittel des BMBF sind wir in Paderborn in den nächsten Jahren dazu in der Lage die muslimische Prophetologie koranisch neu zu begründen und systematisch zu entfalten. Ziel des vorliegenden Antrags ist es, diese innerislamische Forschung christlich theologisch zu begleiten und im beschriebenen Sinn für eine israeltheologische sensible christliche Prophetologie zu nutzen.

Mary in Quran
© Gingko Library

Da wir außerdem an die von Sidney Griffith entwickelte Hypothese anknüpfen wollen, dass sich die Auswahl der Propheten im Koran aus dem Dialog mit den syrischen Mêmrê erklären lässt, ist durch Zusammenarbeit mit syrisch-orthodoxen Theologen die Gegenüberstellung der Koranstellen und der einschlägigen Mêmrê geplant. Zugleich sollen auch die entsprechenden rabbinischen Diskurse und Intertexte in den Blick genommen werden, um die historischen Bezüge des Korans hier in beiden Richtungen rekonstruieren zu können. 

Die erarbeiteten Konturen einer koranischen Prophetologie sollen als Ausgangspunkt für die christliche Antwort dienen. In diesem Projekt soll zunächst eine erste Gruppe ausgewählter Personen (Maria, Josef und David), die im Koran als Prophetinnen und Propheten fungieren, aus Sicht einer christlichen systematisch-theologischen Rezeption neu gewürdigt werden. Es soll eine exemplarische christliche Prophetologie entwickelt werden, die die prophetische Rede in ihrer Verweisfunktion auf die Christologie belässt, zugleich aber offen für Bereicherungen der eigenen Christologie durch die alttestamentlich, rabbinisch und koranisch vermittelte Rede von den Propheten ist. 

Projektleiter:

  • Prof. Dr. Klaus von Stosch

ProjektmitarbeiterInnen:

  • Dr. Cordula Heupts (Bonn)

Kooperationspartner:

  • Prof. Dr. Christian Blumenthal (Bonn)
  • Prof. Dr. Zishan Ghaffar (Paderborn)
  • Prof. Dr. Sidney Griffith (Washington DC)
  • Prof. Dr. Elisa Klapheck (Paderborn)
  • Prof. Dr. Daniel Krochmalnik (Potsdam)
  • Prof. Dr. Ahmad Pakatchi (Teheran)
  • Prof. Dr. Azam Puyazadeh (Teheran)
  • Jun.-Prof. Dr. Muna Tatari (Paderborn)
  • Prof. Dr. Fatima Tofighi (Qom)
  • Prof. Dr. Holger Zellentin, (Tübingen)

Laufzeit des Projekts: 2020-2023

Fördernde Institution: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Publikationen:

Muna Tatari/Klaus von Stosch: Prophetin – Jungfrau – Mutter. Maria im Koran, Freiburg i.Br. 2021.

Kooperation in den Studiengängen zur Komparativen Theologie in Qom und Paderborn

Zwischen 2018 und 2021 hat der DAAD die gemeinsame Arbeit der Universität Paderborn und der University of Religions and Denominations (URD) im Iran im Programm „Fachbezogene Partnerschaften mit Hochschulen in Entwicklungsländern“ aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.

Bereits seit mehreren Jahren bestehen fest etablierte Forschungs- und Austauschkontakte zur URD. Dort lernen Studierende Weltreligionen aus der Perspektive ihrer jeweiligen Theologien kennen. Um die Fragen und Debatten ins Gespräch zu bringen, die in der deutschsprachigen Theologie eine Rolle spielen, sind zwischen 2018 und 2021 Lehrende und Studierende aus Paderborn in den Iran gereist und haben dort in Intensivseminaren unterrichtet. Ebenso fand in jedem Jahr ein Kurs zur schiitischen Theologie an der Uni Paderborn statt. Während der Corona-Pandemie begann ein digitaler Austausch.  

Projektziel ist es, auf diese Weise die Studiengänge inhaltlich weiterzuentwickeln sowie Lehrmaterialien zu erstellen, die im interreligiösen Dialog eingesetzt werden können. So soll die Zusammenarbeit verstetigt und ein nachhaltiger Beitrag zur besseren Verständigung geleistet werden. Im Anschluss an das Projekt werden die verwendeten Materialien auf Persisch publiziert.

Laufzeit des Projekts: 2018-2021

Fördernde Institution: DAAD

Projektleiter:

  • Prof. Dr. Klaus von Stosch

Projektmitarbeiter:

  • Dr. Mojtaba Beidaghy
  • Lukas Wiesenhütter

Zum Weiterlesen:

Klaus von Stosch/Lukas Wiesenhütter: Warum wir einmal im Jahr in den Iran reisen, um über Gott zu reden. Erfahrungen aus der theologischen Kooperation mit Hochschulen im Iran. In: Lebendige Seelsorge 72 (2021), 63-67.

Zum Reisebericht der Studierenden: https://kw.uni-paderborn.de/zekk/forschung/hochschuldialog/kooperation-in-den-studiengaengen-zur-komparativen-theologie-in-qom-und-paderborn/bericht-zur-iran-reise-2019

Kooperation Qom und Paderborn
Die Gruppe in Isfahan © ZeKK
Qom und Paderborn 2
Der Schrein in Qom © ZeKK
Workshop URD
Workshop an der URD © ZeKK

Building bridges between traditional thought and analytical philosophy - Rethinking Divine Attributes in Islam and Christianity

Die göttlichen Attribute gehören zu den traditionellen Themen theologischen Denkens. Jüngste Debatten in der analytischen Philosophie haben neue Ansätze ermöglicht, die jedoch oft nicht mit diesen traditionellen Debatten verbunden sind. Das Projekt "Building bridges between traditional thought and analytical philosophy - Rethinking Divine Attributes in Islam and Christianity" hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, die traditionellen theologischen Diskussionen mit der modernen analytischen Debatte in Verbindung zu bringen. Darüber hinaus hat sich die analytische Philosophie hauptsächlich auf den christlichen Theismus konzentriert, während wir versuchen möchten, die analytische Philosophie als Werkzeug im interreligiösen Dialog zu nutzen. Daher konzentriert sich das Projekt auf die folgenden Fragen:

Wie können wir die Attribute der Allmacht und Allwissenheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, Einfachheit und göttliches Handeln wahrnehmen?
Was kann die analytische Philosophie zum Verständnis dieser Eigenschaften beitragen?
Ist die analytische Philosophie eine geeignete Methode, um eine "gemeinsame Basis" zwischen muslimischen und christlichen Theologen zu finden, die sich mit ähnlichen Fragen beschäftigen?
Das Format zielt darauf ab, Menschen und Diskurse zu verbinden, die sonst getrennt bleiben würden. Daher wurden diese Fragen während einer Summer School in Paderborn diskutiert. Während der Pandemie fand ein Online-Workshop mit internationalen Gästen statt.

Einen Eindruck bietet die Aufzeichnung der Podiumsdiskussion „Reagiert Gott auf meine Gebete? – Christliche und islamische Perspektiven“: https://www.youtube.com/watch?v=a5l0ws6Oilo

Projektleiter:

  • Prof. Dr. Klaus von Stosch

ProjektmitarbeiterInnen:

  • Dr. Cordula Heupts
  • Lukas Wiesenhütter

Laufzeit des Projekts: 2019-2021

Fördernde Institution: John Templeton Foundation

Koranische Zugänge zu Jesus Christus in der Perspektive Komparativer Theologie (DFG-Projekt)

Die Christologie gilt unter Angehörigen des Christentums und Islams gemeinhin als der entscheidende Differenzpunkt beider Religionen. Während für Christen der Glaube an Jesus Christus als Sohn Gottes den entscheidenden Glaubenskern darstellt, scheint eben die Absage an dieses Bekenntnis für den islamischen Glauben grundlegend zu sein. Nicht der Glaube an Gott oder das Gottesbild gilt deswegen in der Regel als das Hauptproblem im islamisch-christlichen Dialog, sondern das christliche Bekenntnis zu Jesus als dem Christus.

Auf der anderen Seite gibt es wahrscheinlich keine andere Religion neben dem Christentum, die in den normativen Grundlagen ihres eigenen Glaubens eine so tiefe Wertschätzung von Person und Werk Jesu von Nazaret vorfindet wie der Islam. Von daher kann man in der islamischen Tradition immer wieder eine beachtliche Faszination wahrnehmen, die die Gestalt Jesu auf Muslime ausgeübt hat. So geben einige koranische Aussagen, die Jesus z.B. als das Wort Gottes bezeichnen, Anlass, diese Aussagen auf ihren christologischen Gehalt zu untersuchen.

Das Projekt hat sich deswegen mit der Frage auseinandergesetzt, ob es von christlicher Seite aus denkbar ist, die koranischen Würdigungen Jesu von Nazaret als eine Form von Jesuologie anzuerkennen, die auch Christen etwas Entscheidendes zu sagen hat. Einer christlichen Komparativen Theologie stellt sich in diesem Kontext die Frage, ob sie die islamische Würdigung Jesu von Nazaret ernst nehmen kann, ohne die eigenen, gerade in der Christologie so konstitutiven Geltungsansprüche preiszugeben. Es ging also um die Sondierung, ob man den koranischen Zugang zu Jesus von Nazaret sinnvoll in die christliche Glaubensreflexion integrieren und ob man die Fremdheit dieses Zugangs als Bereicherung der christlichen Identität entdecken kann.

Jesus in the Quran
© Gingko Library

Zugleich stellte sich einer muslimischen Komparativen Theologie die Frage, ob auch aus ihrer Sicht das Verhältnis von christlichem Bekenntnis zu Jesus als dem Christus und den koranischen Aussagen so neu gedacht werden kann, dass man von muslimischer Seite eine moderne Christologie in ein fruchtbares Verhältnis zum islamischen Denken setzen kann. 

Leitend war hierbei eine diachrone und surenholistische Lektüre des Korans, wie sie maßgeblich von der renommierten Berliner Arabistin Angelika Neuwirth vorangetrieben wird. So konnte sich das Projekt auf die Vorarbeiten Neuwirths und auf die Forschungsergebnisse des von Neuwirth etablierten Corpus-Coranicum-Projekts beziehen und hier wichtige Impulse für die eigenen Arbeiten finden.

Im Laufe der beiden Projektphasen (2013-2015 und 2016-2018) entstanden zwei Publikationen, die die Arbeit des Projektes abbilden und die wesentlichen Arbeitsergebnisse bündeln. Die von den beiden Projektleitern gemeinsam verantwortete Monographie „Der andere Prophet“, die 2018 im Herder Verlag erschienen ist, ist das erste Buch über Jesus im Koran, das von einem christlichen und einem muslimischen Theologen gemeinsam geschrieben wurde. Hierbei waren die Autoren bemüht, neben ihren genuin katholisch-christlich beziehungsweise sunnitisch-muslimischen Ansätzen auch protestantische, altorientalische, schiitische und jüdische Perspektiven in ihre Arbeit einfließen zu lassen. Von Bedeutung war hierbei, die intensive Auseinandersetzung mit dem koranischen Text nicht nur philologisch, sondern auch historisch zu perspektiveren. Gemäß dem Ansatz einer diachronen Lektüre des Korans setzte sich das Projekt intensiv mit der Lage der Christologie im siebten Jahrhundert auseinander und nahm dabei insbesondere die Situation auf der arabischen Halbinsel in den Blick. Hier zeigte sich unter anderem, dass die Christentums-kritischen Stellungnahmen des Korans (so zur göttlichen Sohnschaft Jesu Christi) nur angemessen verstanden werden können, betrachtet man sie vor dem geschichtlichen Hintergrund ihrer Verkündigung. Es ist nun sehr wahrscheinlich, dass der Koran mit seiner Kritik an einer überzogenen Vergöttlichung Jesu Christi nicht unbedingt nur christlichen Häresien und Minderheitsgruppierungen im Blick hat, sondern Vorstellungen kritisiert, die auch innerhalb der Theologie der byzantinischen Reichskirche vertreten wurden. Auf diese Weise wird ersichtlich, inwieweit das Gespräch mit dem Islam helfen kann, theologische Gefahrenpotentiale im eigenen Glauben zu erkennen und theologisch neu zu durchdenken, ohne freilich hierbei das eigene Bekenntnis (in diesem Fall zur wahren Göttlichkeit Jesu Christi) preisgeben zu müssen. Dass der Koran hierbei nicht nur auf Gefahren aufmerksam macht, sondern auch positiv Kategorien zu einer Deutung der Person Jesu Christi bereitstellt, zeigte die Auseinandersetzung mit den vom Koran verwendeten Titeln für Jesus Christus (Knecht, Prophet, der Gott Nahestehende, Wort von Gott) sowie die besondere Wertschätzung, die der Koran der Mutter Jesu, Maria, entgegenbringt.

Gerade der Titel Jesu als „Wort von Gott“ bot Anknüpfungspunkte für das christlich-muslimische Gespräch. Während im Christentum Christus als das ewige Wort Gottes bezeichnet wird, verstehen Muslime in besonderer Weise den Koran als Wort Gottes. Inwieweit lassen sich diese beiden Bekenntnisse in ein fruchtbringendes Verhältnis bringen? Die Selbstzusage Gottes im Koran führte die Diskussion weiter zu der Frage, ob sich muslimischerseits funktionale Äquivalente zum Leiden des Wortes Gottes, Jesu Christi, am Kreuz finden lassen. Gibt es im Islam eine Möglichkeit, Gottes Barmherzigkeit den Menschen gegenüber so zu verstehen, dass sich Gott wirklich von der Antwort des Menschen auf seine Selbstzusage betreffen lässt?

Abschließend lässt sich festhalten, dass die gemeinsame Auseinandersetzung mit dem für Christen zentralen Thema der Christologie nicht dazu geführt hat, dass die Gräben zwischen Christentum und Islam vertieft wurden. Ganz im Gegenteil wurde deutlich, dass Christentum und Islam gerade in der ihnen bleibend unterschiedlichen Akzentsetzung der Person Jesu Christi zu einem besseren gegenseitigen Verständnis wie auch zu einer vertieften Durchdringung des eigenen Bekenntnis gelangen können.  

Projektleiter:

  • Prof. Dr. Mouhanad Khorchide
  • Prof. Dr. Klaus von Stosch

ProjektmitarbeiterInnen:

  • Dr. Darius Asghar-Zadeh
  • Dr. Cornelia Dockter
  • Prof. Dr. Zishan Ghaffar
  • Dr. Hamideh Mohagheghi

Laufzeit des Projekts: 2013-2015; 2016-2018

Fördernde Institution: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Publikationen:

Cornelia Dockter, Geist im Wort. Aktuelle christologische Debatten im Horizont koranischer Perspektiven, Paderborn 2020 (Beiträge zur Komparativen Theologie; 32).

Klaus von Stosch/Mouhanad Khorchide (Hg.), Streit um Jesus. Muslimische
und christliche Annäherungen, Paderborn 2016 (Beiträge zur Komparativen Theologie; 21).

Mouhanad Khorchide/Klaus von Stosch (Hg.), Der andere Prophet. Jesus im Koran, Freiburg i.Br. 2018.

Klaus von Stosch, Reflecting on Approaches to Jesus in the Qur'ān from the Perspective of Comparative Theology. In: Francis X. Clooney/Klaus von Stosch (ed.), How to do comparative theology, New York 2018, 37-58.

Klaus von Stosch, Eine urchristliche Engelchristologie im Koran? In: Georges Tamer (Hg.), Die Koranhermeneutik von Günter Lüling, Berlin-Boston 2019 (Judaism, Christianity, and Islam – Tension, Transmission, Transformation; 9), 69-91. 

Presse:

Wiegelmann, Lukas, Das Mohammed-Evangelium. In: WamS 13 (2016), 53f.

Zander, Helmut, Alle mal tief durchatmen. In: FAZ 261 (2018), 10.

Freiheit als theologische Schlüsselkategorie. Eine Auseinandersetzung mit Libertarismus, Determinismus und Kompatibilismus

Das DFG-Projekt "Freiheit als theologische Schlüsselkategorie. Eine Auseinandersetzung mit Libertarismus, Kompatibilismus und Determinismus" hat sich von 2016-2019 in Kooperation zwischen dem Lehrstuhl für Systematische Theologie der Universität Paderborn und dem Lehrstuhl für Systematische Theologie der Universität zu Köln mit der Frage nach dem Gebrauch theologischer Freiheitsbegriffe im Spiegel der im Hintergrund wirksamen philosophischen Debatten befasst. Auf zwei projektspezifischen Fachtagungen haben international renommierte Wissenschaftler*innen aus Philosophie und Theologie der Freiheit gegenwärtige Konzepte diskutiert und so neue Denkanstöße für die Konzeption theologischer Freiheitsbegriffe gegeben. Dabei haben sich als zentrale Ergebnisse erwiesen:

  • Freiheitstheorien sollten weniger an der Frage nach metaphysischer Kompatibilität als an der konkreten Erfahrung ansetzen, um induktiv zu einem verantwortbaren Begriff von Freiheit zu gelangen.
  • Die Pluralität der Freiheitssemantik stellt vor diesem Hintergrund kein epistemisches Problem, sondern einen genuinen Mehrwert dar, der verschiedene Sinnebenen in unterschiedlichen Gebrauchskontexten geltend machen kann.
  • Philosophie und Theologie arbeiten oft auf verschiedenen semantischen Ebenen an ähnlichen anthropologischen Problemen. Wechselseitige produktive Diskursanreicherungen sind in diesem Sinne möglich.
  • Konkret lässt sich im Bereich der theologischen Anthropologie eine breite Anschlussfähigkeit an liberianische Freiheitskonzepte feststellen, die allerdings im Bereich der dogmatischen Theologie nicht selten problemerzeugend sind. In diesem Sinne erweist sich die Analyse von Freiheit als Eigenschaft Gottes als Desperat des Forschungsprojekts.
     

Publizierte Projektdokumentation:

Klaus von Stosch/Saskia Wendel/Martin Breul/Aaron Langenfeld (Hg.), Streit um die Freiheit. Philosophische und theologische Perspektiven, Paderborn u.a. 2019. 

ProjektleiterIn:

  • Prof. Dr. Klaus von Stosch
  • Prof. Dr. Saskia Wendel

ProjektmitarbeiterInnen:

  • Dr. Dr. Martin Breul
  • Prof. Dr. Aaron Langenfeld

Laufzeit des Projekts: 2016-2019

Fördernde Institution: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Hochschuldialog mit Qom und Beirut

Der DAAD hat von 2012-2014 einen Hochschuldialog zwischen der Universität Paderborn und Universitäten in Qom/ Iran und Beirut/ Libanon gefördert. Die Partnerschaften ermöglichten Studienreisen für Studierende, Doktoranden und Professoren und förderten damit den aktiven interreligiösen Dialog und den interkulturellen Austausch. Er führte zu einem intensiven Austausch in Forschung und Lehre zur christlichen und islamischen Theologie.

Seit 2010 bauten die Institute der Evangelischen und Katholischen Theologie der Universität Paderborn Partnerschaften zu Hochschulen in islamisch geprägten Ländern auf. Diese Partnerschaften sollen Studienreisen für Studierende, Doktoranden und Professoren ermöglichen und damit den aktiven interreligiösen Dialog und auch interkulturellen Austausch fördern.

Zur Zeit bestehen Partnerschaften mit Hochschulen im Iran und im Libanon. Weitere Informationen zu den Studienreisen und zur Geschichte und Entwicklung der Partnerschaft finden Sie unter den folgenden Links.

Laufzeit des Projekts: 2012-2014

Fördernde Institution: DAAD

Weitere Infos und Berichte zum Projekt: https://kw.uni-paderborn.de/zekk/forschung/hochschuldialog/

Episteme der Theologie interreligiös

Auf Initiative des Orient-Institutes Beirut wurde zwischen 2011 und 2012 ein auf drei Konferenzen begrenztes theologisches Dialogprojekt mit dem Titel „Episteme der Theologie interreligiös“ durchgeführt, das evangelische und katholische, sowie muslimische Theologen von diversen deutschen Universitäten mit muslimischen Gelehrten der Al-Azhar Universität in Kairo zusammenführte. Die Al-Azhar Universität gilt als eine der bedeutendsten theologischen Ausbildungsstätten des sunnitischen Islams weltweit.

Das Zentrum für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften der Universität Paderborn (ZeKK) war in Planung und Durchführung des Projektes stark involviert und bei den Tagungen durch Prof. Dr. Klaus von Stosch und Prof. Dr. Aaron Langenfeld mit zwei katholischen systematischen Theologen vertreten.

Es haben 2011 und 2012 drei Konferenzen in Wittenberg, Kairo und Münster stattgefunden, eine Abschlusstagung sollte im Mai 2013 wiederum in Kairo stattfinden. Aus politischen Gründen konnte sie aber nicht mehr stattfinden. Ziel der Konferenzen war eine interreligiös-dialogisch entwickelte theologische Erkenntnistheorie, die im Durchgang durch die Felder „Schrift, Tradition, Dogma“, „Offenbarung und Religion“,  „Ethik und Recht“ und „Glaubenslehre und Erfahrung“ erarbeitet werden sollte. Auf diese Weise sollten hermeneutische und methodische Prinzipien und Standards der Theologie deutlich werden, die religionsübergreifend Geltung beanspruchen können.

Die Dokumentation des ersten Treffens des Arbeitskreises "Episteme der Theologie interreligiös" zum Thema "Schrift, Tradition und Dogma" finden Sie hier.

Die Dokumentation des zweiten Treffens des Arbeitskreises "Episteme der Theologie interreligiös" zum Thema "Schrift, Tradition und Dogma" finden Sie hier.

Laufzeit des Projekts: 2011-2012

Fördernde und durchführende Institution: Orient-Institut Beirut

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Prof. Dr. Klaus von Stosch moderiert den Vortrag von Prof. Dr. Abdalhamid Madkur von der Universität Kairo. © ZeKK
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Prof. Dr. Klaus von Stosch, Prof. Dr. Mouhanad Khorchide (Uni Münster) und Prof. Dr. Stefan Leder (Orient-Institut Beirut) (von links nach rechts) nach ihrem Gespräch mit dem Großscheich der al Azhar (ganz rechts). © ZeKK
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Gruppenfoto der Konferenzteilnehmer in Kairo 2012. © ZeKK

Strategien der Pazifizierung religiöser Geltungsansprüche

Innerhalb des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der WWU Münster wurde als Einzelprojekt im Forschungsfeld D „Gewalt“ in der ersten Förderphase die vergleichende Studie zu Strategien der Pazifizierung religiöser Geltungsansprüche durchgeführt. Es ging um die Diskussion darüber, inwieweit religionsinterne Dispositionen für das Gewaltförmigwerden religiöser Traditionen verantwortlich sind. Im Vordergrund stand die Behauptung, dass als unbedingt geltend gemachte Wahrheitsansprüche sich als gegen konkurrierende Wahrheitsansprüche gerichtet verstehen müssen und deren Delegitimation betreiben, dass sie damit auch eine politisch-gesellschaftliche Dynamik entwickeln können, konkurrierenden Glaubensgemeinschaften das Existenzrecht gewaltsam streitig zu machen. In monotheistischen Religionen sind aber auch Strategien entwickelt worden, eigene Glaubensüberzeugungen nicht als gegen andere Religionssysteme gerichtet auszuformulieren, sondern sich aus religionsinternen Gründen positiv auf deren religiöse Geltungsansprüche zu beziehen. Das Forschungsprojekt hat solche Strategien nachgezeichnet und evaluiert.

Gegenstand der Untersuchungen waren religiöse Selbstthematisierungsmodelle in Christentum und Islam, die es ermöglichen,

  1. die eigenen normativen Geltungen als Wahrheitsansprüche auszuformulieren, so dass auch die Weigerung „der Anderen“, die eigenen Geltungsansprüche vorbehaltlos anzuerkennen, wiederum aus innertheologischen Gründen hingenommen werden kann;
  2. die religionsinterne Vergewisserungsdynamik soweit zu kontrollieren, dass sie sich nicht gewaltförmig gegen als Verunsicherung wahrgenommene Tendenzen und Einflüsse wehren muss.


Untersucht wurden Strategien einer komparativen Religionstheologie sowie theologische Versuche in Islam und Christentum, Erschütterungen und Relativierungen der religionsinternen Vergewisserung produktiv zu verarbeiten. Zu prüfen war, inwieweit solche Modelle die gegenwärtige Kritik am Gewaltpotential monotheistischer Religionen relativieren können und inwieweit sie auf Grund einer nachvollziehbaren binnentheologischen Legitimation geeignet sind, das Selbstverständnis der jeweiligen religiösen Traditionen mitzubestimmen. Die Erarbeitung dieser Studien erfolgte vernetzt.

Fördernde und durchführende Institution: Exzellenzcluster Religion und Politik der WWU Münster

Publikationen:

Jürgen Werbick/ Muhammad Sven Kalisch/ Klaus von Stosch (Hg.), Verwundete Gewissheit. Strategien zum Umgang mit Verunsicherung in Islam und Christentum, Paderborn u.a. 2010 (Beiträge zur Komparativen Theologie; 1).

Jürgen Werbick/ Muhammed Sven Kalisch/ Klaus von Stosch (Hg.), Glaubensgewissheit und Gewalt. Eschatologische Erkundungen in Islam und Christentum, Paderborn u.a. 2011 (Beiträge zur Komparativen Theologie; 3).

Jürgen Werbick (Hg.), Sühne, Martyrium und Erlösung? Opfergedanke und Glaubensgewissheit in Judentum, Christentum und Islam, Paderborn u.a. 2013 (Beiträge zur Komparativen Theologie; 9).

Graduiertenkolleg Islamische Theologie

Das Zentrum für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften der Universität Paderborn (ZeKK) war am standortübergreifenden Graduiertenkolleg für Islamische Theologie beteiligt, das mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Mercator im Jahr 2011 seine Arbeit aufgenommen hatte. Es hatte sich zum Ziel gesetzt, wissenschaftlichen Nachwuchs für die entstehenden Islamisch-theologischen Fakultäten und Institute auszubilden.

Paderborn brachte dabei seine besonderen Kompetenzen in Christlicher und Komparativer Theologie ein und bot den Graduierten dadurch die Möglichkeit, ihre islamisch-theologische Ausbildung im Gespräch mit unterschiedlichen christlichen Theologien und Theologien anderer Religionen zu entwickeln.

In Paderborn promovierten mit eigenen Stellen im Rahmen des Graduiertenkollegs Ufuk Topkara und Idris Nassery. In einem Vorläuferprojekt zum Graduiertenkolleg, das ebenfalls von der Stiftung Mercator gefördert wurde, hatten bereits Tuba Ișik und Muna Tatari erfolgreich promoviert. Nähere Informationen zum Projekt finden Sie hier.

Laufzeit des Projekts: 2011-2017

Fördernde Institution: Stiftung Mercator

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